Post
by foerg » Wed May 30, 2012 9:39 am
Im Interview: Alex Landenburg
Wenn man sich unter deutschen Drummern derzeit nach Aufsteigern umschaut, kommt man am Namen Alex Landenburg nicht vorbei. Bereits 2007 konnte er von sich reden machen, als er bei ANNIHILATOR die Rolle des Tourdrummers übernahm. Ebenso gewann er im Jahr 2010 eine Menge neuer Fans, indem er den erkrankten Jörg Michael bei STRATOVARIUS am Schlagzeug ersetzte. Aber es geht weiter aufwärts, denn jetzt trommelt Alex bei RHAPSODY, der wohl erfolgreichsten Band aus dem italienischen Power Metal. Aus diesem Grund habe ich ihn gebeten, mir in einem Interview über sich und seine Tätigkeit als Drummer zu erzählen.
Luc: Rhapsody ist ein wirklich großer Name, aber die Jungs kommen doch aus Italien. Wie sind sie auf dich aufmerksam geworden, und wie bist du schlussendlich in der Band gelandet?
Der Kontakt kam durch Rhapsody Soundmann Sebastian Roeder zustande. Als Basi davon erfuhr, dass Rhapsody einen Drummer brauchen, hat er mich Luca Turilli empfohlen. Basi hatte bei einigen Axxis Shows Sound gemacht und so hatten wir uns kennengelernt.
Luc: Wie sehen denn die Pläne mit Rhapsody in nächster Zeit aus? Wann und wo können wir dich bei ihnen trommeln sehen und hören?
Die Tour wird wohl im November starten. Genaue Daten weiß ich aber leider noch keine. Auf dem Programm werden neben Europa auch Südamerika und die USA stehen.
Luc: Rhapsody ist groß, aber was war davor für dich das persönliche Highlight deiner Karriere?
Mein Karrierehighlight vor Rhapsody war die Tour mit Stratovarius, bei der ich für Jörg aushalf. Ich war ja als Kind nicht nur Stratovarius Fan, sondern auch ein großer Yngwie Fan, und deshalb war es für mich einfach unglaublich, gerade auch mit Jens Johansson zu spielen. Wir haben uns darüber hinaus auch noch mit allen Beteiligten super verstanden, und so war es einfach eine klasse Sache.
Aber auch die Tour mit Annihilator war natürlich unglaublich, und es gab auch wirklich tolle einzelne Shows, zum Beispiel mit Mekong Delta in Moskau.
Luc: Nachdem Stratovarius gefragt haben, wen sie als neuen Drummer nehmen sollen, haben dich die Leute ganz klar als Favoriten benannt. Warst du überrascht von diesen enormen Zurufen, und warum hat es im Endeffekt trotzdem nicht geklappt?
Es war für mich sehr schön diesen Fan-Zuspruch zu sehen. Da ich ja wie gesagt mit Stratovarius getourt hatte, hoffte ich schon, dass einige Fans meinen Namen ins Gespräch bringen würden, in dem Maße hatte ich damit aber auf keinen Fall gerechnet.
Mein Stand der Dinge war seitens der Band, daß ich einer der Favoriten auf den Job war, die Band sich aber noch einige andere Kanditaten ansehen wollte. Als dann aber das Angebot von Rhapsody kam, habe ich mich entschlossen, dort einzusteigen und ich habe die Strato Jungs darüber in Kenntnis gesetzt.
Luc: Zwischen Stratovarius und Timo Tolkki, dem früheren Kopf der Band, gibt es ja ein paar Differenzen. Trotzdem hast du bei beiden gedrummt. Bist du da nicht zwischen die Fronten geraten, oder wurde das Thema einfach totgeschwiegen?
Ja, das stimmt. Ich hab ja nach der Stratovarius Tour bei Tolkkis neuer Band Symfonia gedrummt und hatte schon das Gefühl, mich damit etwas zwischen die Fronten begeben zu haben. Vielleicht war dies letztlich auch ein Grund warum Stratovarius etwas zögerlich waren, als es zuletzt darum ging, den Drummerposten neu zu besetzen. Aber zu dem Zeitpunkt, als ich den Symfonia Job annahm, war ja Jörgs Ausstieg auch noch kein Thema. Insofern bin mit allen meinen Entscheidungen immer noch sehr glücklich.
Luc: Neben Rhapsody liest man derzeit von weiteren Projekten, an denen du beteiligt bist, so etwa 21Octayne. Was genau kommt da genau auf uns zu?
21Octayne ist schon länger in der Mache. Es soll auch kein Projekt sein, sondern eine richtige Band, selbst wenn jeder von uns auch noch in anderen Bands spielt, denen er teilweise auch Gig-Priorität geben muss.
Wir haben eine klassische Viererbesetzung mit Vocals, Gitarre, Bass und Schlagzeug und spielen eher moderne Rockmusik, die auch durchaus Mainstreampotential besitzt. Sänger ist Hagen Grohe, bekannt von seiner Arbeit mit Aerosmith Gitarrist Joe Perry, Gitarre spielt Marco Wriedt von Axxis und am Bass ist Andrew Lauer.
Luc: Wenn man sich dann vor Augen hält, dass du auf dem jüngst erschienenen Album von Mekong Delta zeigst, was du technisch alles zu bieten hast, fragt man sich doch, wie du das alles unter einen Hut bringst. Hast du einen Zwillingsbruder?
Du hast mich erwischt! In der Tat sind wir sogar Drillinge, so wie Tick Trick und Track.
Nein, im Ernst… Ich wünschte mir zwar manchmal, ich hätte einen Doppelgänger, auf den ich unbemerkt Aufgaben abwälzen könnte, aber es macht mir ja auch Spaß, in den ganzen Bands zu spielen, und bislang habe ich ja auch alles einigermaßen unter einen Hut bekommen. Aber in letzter Zeit musste ich mich trotzdem von einigen Bands trennen, zum Beispiel von Axxis.
Luc: Du hast mittlerweile in unzähligen Bands gespielt, gibt es vielleicht noch einen Künstler, wo du dir wünschst, auch einmal trommeln zu dürfen?
Auf jeden Fall sogar. Dafür bin ich selbst einfach zu sehr Fan von vielen Künstlern, um jetzt zu sagen, ich wolle bei keinem sonst mehr spielen. Auf Anhieb fallen mir zwei Namen ein: Steve Lukather oder Richie Kotzen. Zwei unglaubliche Künstler, für die es ein Traum wäre zu spielen. Ich habe aber auch in letzter Zeit das Glück gehabt mit vielen meiner Lieblings Musikern und Bands zu spielen, wie auch jetzt wieder bei Rhapsody.
Luc: Mit deiner Band Angel’s Cry hast du vor einer Weile im Trierer Exhaus ein Konzert vor einer Hand voll Leuten gegeben. Trotzdem war dir die Spielfreude anzumerken, und auch sonst kennt man dich als bodenständigen Menschen. Anderen Musikern steigt der Ruhm schnell zu Kopf, wie vermeidest du das?
Vielen Dank für diese Einschätzung erstmal Luc! Ich denke mal es ist wichtig, sich selbst nie zu ernst zu nehmen und auch nie damit aufzuhören, lernen und sich entwickeln zu wollen. Als Musiker, aber auch einfach als Mensch im Allgemeinen.
Und wenn man dies beherzigt, bleibt man glaube ich automatisch auf dem Boden der Tatsachen.
Luc: Eine habe ich noch: nachdem du jetzt selbst unter Drummern schon eine gewisse Größe hast, gibt es trotzdem Kollegen, zu denen du aufsiehst? Wer sind derzeit deine Vorbilder oder Inspirationen, was das Trommeln anbelangt?
Ja, da gibt es so einige! Jemand, der mir immer wieder Anstöße zum Üben gibt, ist zum Beispiel Virgil Donati. Ein tolles Beispiel dafür, wie man sich ständig weiterentwickeln kann und statt einfach nur älter auch immer besser zu werden, ist ex-Journey Drummer Steve Smith.
Aber da gibt es noch viele andere und auch tolle junge Drummer, auch hier in Deutschland. Im Endeffekt kann man von jedem, der etwas kann, was man selbst nicht kann, lernen.
Luc: Ich bedanke mich bei dir für das Interview und wünsche weiterhin viel Erfolg!
Ich bedanke mich Luc! Auch dir alles Gute für deinen weiteren Weg!
